T 1438/10 () of 16.5.2013

European Case Law Identifier: ECLI:EP:BA:2013:T143810.20130516
Datum der Entscheidung: 16 Mai 2013
Aktenzeichen: T 1438/10
Anmeldenummer: 02026632.6
IPC-Klasse: A61K 7/32
A61L 9/01
Verfahrenssprache: DE
Verteilung: D
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Bibliografische Daten verfügbar in: DE
Fassungen: Unpublished
Bezeichnung der Anmeldung: Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, enthaltend das Zinksalz der Ricinolsäure und mindestens eine aminofunktionelle Aminosäure
Name des Anmelders: Evonik Goldschmidt GmbH
Name des Einsprechenden: -
Kammer: 3.3.07
Leitsatz: -
Relevante Rechtsnormen:
European Patent Convention Art 56
Rules of procedure of the Boards of Appeal Art 13
Schlagwörter: Hauptantrag, Hilfsanträge I und II - erfinderische Tätigkeit (nein)
Hilfsanträge III bis V - eingereicht in der mündlichen Verhandlung - zugelassen (nein)
Orientierungssatz:

-

Angeführte Entscheidungen:
-
Anführungen in anderen Entscheidungen:
-

Sachverhalt und Anträge

I. Die Beschwerde der Patentanmelderin (im folgenden Beschwer deführerin genannt) richtet sich gegen die Entscheidung der Prüfungs abteilung vom 20. Novem ber 2009, zur Post gegeben am 8. Dezember 2009, mit der die Europäische Patent anmeldung Nr. 02 026 632.6 zurück gewiesen wurde.

II. Die in der angefochtenen Entscheidung als Hauptantrag behandelte Anspruchsfassung entspricht den ursprünglich mit der Anmeldung eingereichten Ansprüchen 1 bis 10. Anspruch 1 hat den folgenden Wortlaut:

"1. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, dadurch gekennzeichnet, dass sie enthalten

a) das Zinksalz der Ricinolsäure,

b) aminofunktionelle Aminosäuren,

c) Lösungsvermittler,

d) organische und/oder anorganische Säuren und gegebenenfalls

e) Wasser."

Der abhängige Anspruch 3 lautet wie folgt:

"3. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung gemäß Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin und/oder deren Derivate oder Salze enthalten."

Die unabhängigen Ansprüche 6 bis 10 betreffen die Verwen dung der Zubereitungen gemäß Anspruch 1 zur Herstel lung weiterer Erzeugnisse, darunter hygienische und kosmetische Formulierungen.

Weiterhin lagen der Prüfungsabteilung zwei Hilfsanträge vor.

III. Die folgenden Entgegenhaltungen wurden unter anderen im Prüfungsverfahren und im nachfolgenden Beschwerdever fahren genannt:

(1) EP 0 714 655 A1

(2) DE 38 08 114 A1

IV. In der angefochtenen Entscheidung ging die Prüfungs ab teilung bei der Beurteilung der erfinderischen Tätig keit von der Entgegenhaltung (2) als dem nächstliegenden Stand der Technik aus. Sie befand, der einzige Unter schied der in Anspruch 1 des Hauptantrags definierten desodorie renden Zuberei tungen gegenüber den in (2) offenbarten Zubereitungen sei die Zugabe einer amino funk tio nellen Aminosäure. Ohne ausreichenden Beleg für eine überraschende technische Wirkung, die durch dieses Merkmal erzielt werden könne, bestehe die objektive technische Aufgabe darin, eine Alternative zu der Entgegen haltung (2) vorzuschlagen. Aufgrund der Tatsache, dass amino funktionelle Amino säu ren im Stand der Technik bekannt und gut hautverträglich seien, würde der Fach mann zur Lösung der technischen Aufgabe den bekannten Zubereitungen willkürlich eine übliche aminofunktionelle Aminosäure zusetzen. Damit sei der in Anspruch 1 des Hauptantrags beanspruchte Gegenstand naheliegend.

Die Prüfungsabteilung kam außerdem zu dem Ergebnis, dass auch der Gegenstand der jeweiligen unabhängigen Ansprüche 1 des ersten und zweiten Hilfsantrags nicht auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhte.

V. Die Beschwerdeführerin legte gegen die Zurückweisung der Anmeldung Beschwerde ein und bezog sich in ihrer Beschwerde begründung auf den bisherigen Hauptantrag. Die Hilfsanträge wurden nicht beibehalten. Zusammen mit der Beschwerde begründung legte die Beschwerde führerin einen Versuchsbericht als neues Beweismittel im Zusammen hang mit der erfinderischen Tätigkeit vor.

VI. In einem schriftlichen Bescheid erläuterte die Kammer ihre vorläufige Auffassung betreffend die Auslegung der Ansprüche und wies auf mögliche Bedenken bezüglich der Deutlichkeit, Neuheit und erfinderischen Tätigkeit hin.

Unter anderem stellte die Kammer fest, dass die Bezeich nung der Aminosäuren als "aminofunktionell" nicht einschränkend wirke, da alle Amino säuren naturgemäß über eine Aminofunktion verfügten. Aus dem Bescheid der Kammer war auch ersichtlich, dass Auslegung und Umfang des Merkmals b) "amino funktionelle Amino säuren" Auswirkungen auf die Beurteilung der Neuheit und der erfinderischen Tätigkeit haben konnten.

Im Hinblick auf die Bewertung des von der Beschwerde führerin vorgelegten Versuchsberichts stelle sich unter anderem die Frage, ob die dort beschriebenen Vergleichs beispiele als repräsentativ für den Stand der Technik gemäß der Entgegenhaltung (2) gelten könnten. Es sei auch fraglich, ob eine nur bei hohem Wasser gehalt eintretende technische Wirkung die erfinderische Tätigkeit über den gesamten Anspruchsbereich stützen könne, der auch wasserfreie und wasserarme Zubereitungen mit umfasse.

Die Kammer wies außerdem auf einen Wider spruch hin, welcher sich daraus ergab, dass Anspruch 3 im Gegensatz zu dem ihm übergeordneten Anspruch 1 in seinem Umfang offenbar auch Zubereitungen betraf, die anstelle aminofunktioneller Aminosäuren b) Derivate bestimm ter Aminosäuren enthielten. Des weiteren sei der Begriff "Derivate" an sich unklar.

VII. Mit Schreiben vom 14. Mai 2013 legte die Beschwerde führerin daraufhin zwei Anspruchssätze als Hilfsantrag I und Hilfsantrag II vor.

Anspruch 1 von Hilfsantrag I ist identisch mit Anspruch 1 des Hauptantrags. Die Ansprüche gemäß Hilfsantrag I unterscheiden sich von den Ansprüchen des Hauptantrags einzig darin, dass in Anspruch 3 des Hilfs antrags die Worte "Derivate oder" gestrichen wurden.

Anspruch 1 von Hilfsantrag II lautet wie folgt (Änderungen gegenüber Anspruch 1 des Hauptantrags sind hervorgehoben):

"1. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, dadurch gekennzeichnet, dass sie enthalten

a) das Zinksalz der Ricinolsäure,

b) aminofunktionelle Aminosäuren,

c) Lösungsvermittler,

d) organische und/oder anorganische Säuren und gegebenenfalls

e) Wasser, wobei

sie als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin und/oder deren Derivate oder Salze enthalten."

VIII. Am 16. Mai 2013 fand eine mündliche Verhandlung statt, zu deren Beginn die Beschwerdeführerin drei weitere Anspruchssätze als Hilfsanträge III, IV und V vorlegte.

Anspruch 1 von Hilfsantrag III lautet wie folgt:

"1. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, dadurch gekennzeichnet, dass sie enthalten

a) das Zinksalz der Ricinolsäure,

b) aminofunktionelle Aminosäuren,

c) Lösungsvermittler,

d) organische und/oder anorganische Säuren und gegebenenfalls

e) Wasser, wobei

sie als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin und/oder deren Salze enthalten."

Anspruch 1 von Hilfsantrag IV lautet wie folgt:

"1. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, dadurch gekennzeichnet, dass sie enthalten

a) das Zinksalz der Ricinolsäure,

b) aminofunktionelle Aminosäuren,

c) Lösungsvermittler,

d) organische und/oder anorganische Säuren und gegebenenfalls

e) Wasser, wobei

sie als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin enthalten."

Anspruch 1 von Hilfsantrag V lautet wie folgt:

"1. Zubereitungen mit desodorierender Wirkung, dadurch gekennzeichnet, dass sie enthalten

a) das Zinksalz der Ricinolsäure,

b) aminofunktionelle Aminosäuren,

c) Lösungsvermittler,

d) organische und/oder anorganische Säuren und gegebenenfalls

e) Wasser, wobei

sie als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin enthalten,

wobei die Zubereitungen ferner einen Wassergehalt von 77,6 Gew.-% bis 85,1 Gew.-% enthalten."

IX. Die Argumente der Beschwerdeführerin können wie folgt zusammengefasst werden:

Auf die Frage, weshalb die Hilfsanträge III bis V anders als die Hilfsanträge I und II erst am Tag der mündlichen Verhandlung eingereicht wurden, erklärte die Beschwerde führerin, diese Anträge stellten das Ergebnis nach träglicher weiterer Überlegungen in Reaktion auf den schriftlichen Bescheid der Kammer dar. Es handle sich, insbeson dere im Falle der Hilfsanträge III und IV, lediglich um formale Änderungen, die somit keine neuen Fragen aufwerfen könnten und keine zusätzlichen Ermitt lungen seitens der Kammer erforderten. Der in Anspruch 1 von Hilfsantrag V eingeführte Kon zen tra tions bereich für den Wassergehalt der Zubereitungen beruhe auf den in Tabelle 3 der Anmel dung beschriebenen Ausfüh rungs beispielen für Pumpsprays und sei eine Reaktion auf den Einwand der Kammer, die von der Beschwerdeführerin angegebene technische Aufgabe einer Löslichkeits ver besserung von Zinkricinoleat "bei hohen Wasser gehalten" finde keine Entsprechung in den tech nischen Merkmalen der beanspruchten Zubereitungen.

Bezüglich der Auslegung der Ansprüche vertrat die Beschwerdeführerin die Auffassung, dass der Ausdruck "aminofunktionelle Aminosäuren" einschränkend sei und für den Fachmann eindeutig alpha-Aminosäuren mit mindestens noch einer zusätz lichen Aminofunktion in der Seitenkette bezeichne, die auch als basische Amino säuren bekannt seien.

Im Hinblick auf die Beurtei lung der erfinderischen Tätig keit sei die Entgegenhal tung (2) nächstliegender Stand der Technik. Diese Entgegenhaltung befasse sich wie auch die Anmeldung mit der Aufgabe, die Löslichkeit des bekannten Geruchsabsorbers Zink ricin oleat in wasser haltigen desodorierenden Zuberei tungen zu verbessern, was gemäß der technischen Lehre der Entgegenhaltung (2) durch den Zusatz spezieller Partial ester als Lösungs vermittler erreicht werde. Die beanspruchten Zuberei tungen unterschieden sich von den in (2) beschriebenen Zubereitungen durch den Zusatz amino funktioneller Aminosäuren. Die aminofunktionellen Aminosäuren bewirkten eine bessere Löslichkeit von Zinkricinoleat bei hohen Wassergehalten.

Die durch die aminofunktionellen Aminosäuren bewirkte bessere Wasserverträglich keit sei durch den mit der Beschwerdebegründung eingereichten Versuchsbericht belegt. Dieser beschreibe Ver gleichs versuche, die sich an den Pumpspray-Rezepturen 3 und 5 aus Beispiel 3 der Entgegenhaltung (2) orientierten. Mit diesen Vergleichs versuchen werde gezeigt, dass die erfindungsgemäßen Zubereitungen auch bei Zugabe größerer Mengen von Wasser löslich blieben und bei Lagerung für 24 Stunden bei 5ºC keine Ausfällungen zeigten.

Hohe Wassergehalte im Sinne der Anmeldung seien die in Tabelle 3 der Anmeldung illustrierten, für Pumpsprays typischen Wassergehalte im Bereich über 70 Gewichts pro zent. Die Entgegenhaltung (2) sehe dagegen nur maximal 50% Wasser in den dort beschriebenen Zubereitungen vor.

Die objektive technische Aufgabe sei in der Bereit stellung verbesserter Formulierungen für Zinkricinoleat zu sehen, die in der Lage seien, Zinkricinoleat auch bei hohem Wassergehalt stabil in Lösung zu halten.

Die mit Anspruch 1 vorgeschlagene Lösung der technischen Aufgabe durch die Zugabe aminofunktioneller Aminosäuren sei als erfinderisch anzusehen, da amino funktionelle Aminosäuren in der Entgegenhaltung (2) selbst nicht offenbart seien und da diese Lösung auch im weiteren Stand der Technik nicht nahegelegt werde.

Bezüglich der erfinderischen Tätigkeit von Hilfsantrag I gelte dieselbe Argumentation wie für den Hauptantrag.

In Anspruch 1 von Hilfsantrag II seien die obliga torischen aminofunktionellen Aminosäuren aus Merkmal b) auf Lysin, Hydroxylysin, Arginin und/oder deren Derivate oder Salze eingeschränkt worden, für den Fall, dass die Kammer im Hinblick auf Anspruch 1 des Hauptantrags und des Hilfsantrags I zu dem Schluss kommen sollte, eine für Arginin und Lysin nachgewiesene technische Wirkung sei nicht auf die Gesamtheit der amino funktionellen Aminosäuren extrapolierbar und könne deshalb nicht bei der Formulierung der technischen Aufgabe herangezogen werden. Im übrigen gelte im Hinblick auf die erfinderi sche Tätigkeit von Hilfs antrag II dieselbe Argumentation wie für den Hauptantrag.

X. Die Beschwerdeführerin beantragte die Aufhebung der Zurückweisungsentscheidung und die Erteilung eines Patents im Umfang der ursprünglich mit der Anmeldung eingereichten Ansprüche 1-10, hilfsweise im Umfang eines der am 14. Mai 2013 eingereichten Hilfsanträge I oder II oder eines der während der mündlichen Verhandlung am 16. Mai 2013 eingereichten Hilfsanträge III, IV oder V.

Entscheidungsgründe

1. Die Beschwerde ist zulässig.

2. Zulassung der Hilfsanträge I bis V

2.1 In Artikel 13 der Verfahrensordnung der Beschwerde kam mern des EPA (VOBK) werden Kriterien genannt, die von den Kammern bei der Ausübung ihres Ermessens anzuwenden sind, wenn es um die Zulassung von Änderungen des Vorbrin gens eines Verfahrens beteiligten nach Einreichung seiner Beschwerde begründung geht. Zu diesen Kriterien zählen insbesondere die Komplexität des neuen Vorbringens, der Stand des Verfahrens und die gebotene Verfahrens ökonomie, wobei die Aufzählung in Artikel 13(1) VOBK nicht erschöpfend ist.

2.2 In Anwendung der beiden letztgenannten Kriterien hat die Kammer entschieden, die Hilfsanträge I und II in das Verfahren zuzulassen. Die besagten Anträge wurden zwei Tage vor der mündlichen Verhandlung in Reaktion auf den vorangegangenen schriftlichen Bescheid der Kammer einge reicht, wobei ersichtlich war, dass mit Hilfsantrag I mögliche Einwände zu dem in Anspruch 3 des Hauptantrags entha ltenen Ausdruck "Derivate" durch Streichung aus geräumt werden sollten, während mit Hilfsantrag II der beabsichtigte Umfang des Ausdrucks "amino funktionelle Aminosäuren" im Hinblick auf die Diskussion zur Patentierbarkeit weiter präzisiert werden sollte.

2.3 Was allerdings die noch später, nämlich erst zu Beginn der mündlichen Verhandlung, eingereichten Hilfs anträge III, IV und V betrifft, so ist zunächst festzu stellen, dass im weiteren Verfahrensverlauf nach Vorlage der Hilfsanträge I und II kein neues Ereignis eintrat, das einen konkreten Anlass zur Einreichung weiterer Anträge bieten konnte. Die Beschwerdeführerin begründete den späteren Zeitpunkt der Vorlage ihrer drei zusätzlichen Hilfsanträge allein damit, dass diese das Resultat nachträglicher weiterer Überlegungen seien. Sie wies außerdem darauf hin, dass die Behandlung der neuen Hilfs anträge jedenfalls keine zusätzlichen Ermittlungen seitens der Kammer erforder e.

In Anbetracht des sehr späten Verfahrensstadiums ist die Kammer allerdings der Auffassung, dass vor jeder Prüfung der Frage, ob die neuen Anträge das Kriterium eines zumutbaren Aufwands gemäß Artikel 13(3) VOBK erfüllen, zunächst zu klären ist, ob die Verzögerung bei der Vorlage dieser Anträge einem objektiv bestehenden äußeren Grund geschuldet ist.

Die bloße Weiterführung der Überlegungen der Beschwerde führerin stellt keinen solchen objektiven Grund dar, der als Rechtfertigung dafür dienen könnte, dass die Hilfsan träge III, IV und V nicht schon zusammen mit den Hilfsanträgen I und II eingereicht wurden. Wie diese zielen auch die Hilfsanträge III bis V offenkundig darauf ab, Einwänden zu begegnen, auf die im schrift lichen Bescheid der Kammer hingewiesen wurde und die im übrigen auch bereits im Verlauf des erstinstanzlichen Verfahrens angesprochen worden waren: In jedem der Hilfs anträge III bis V wurde (im Vergleich mit Hilfs antrag II) der unter dem Gesichtspunkt der Klarheit potentiell problematische Begriff "Derivate" gestrichen; in Hilfs antrag V wurden mit Blick auf die Diskussion der erfinderischen Tätigkeit Wasser gehalte um 80 Gewichts prozent als obligatorisch definiert.

Die Hilfsanträge III bis V stellen also keine Reaktion auf eine neu eingetretene Situation dar. Somit wurde die von der Beschwerde führerin gewählte Vorgehens weise, ihre Anträge zeitlich gestaffelt oder "etappen weise" einzureichen, im vor liegenden Fall nicht vom Ablauf des Verfahrens diktiert, sondern ist als willkürlich anzusehen. Eine solche Vor gehens weise entgegen der gebotenen Verfahrensökonomie steht aber weder mit dem Buchstaben und der Intention der Vorschriften von Artikel 12 und 13 VOBK im Einklang, noch lässt sie sich unter Artikel 114 EPÜ rechtfertigen, dessen praktische Umsetzung diese Vorschriften darstellen.

Aus diesem Grund hat die Kammer entschieden, ihr Ermessen gemäß Artikel 13(1) VOBK dahingehend auszuüben, die Hilfsanträge III, IV und V nicht in das Verfahren zuzulassen.

3. Erfinderische Tätigkeit - Hauptantrag

3.1 Inhalt der Anmeldung

Die vorliegende Anmeldung betrifft desodorierende Zube rei tungen enthaltend Zinkricinoleat als Deowirkstoff und aminofunktionelle Aminosäuren als Lösungsvermittler zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit des Zinkricinoleats.

3.2 Nächstliegender Stand der Technik

In Übereinstimmung mit der Prüfungs abteilung und der Beschwerdeführerin ist die Kammer der Auffassung, dass der Stand der Technik gemäß der Entgegenhaltung (2) angesichts der Ähnlichkeiten bei Aufgabenstellung und technischen Merkmalen als Ausgangspunkt für die Beurteilung der erfinderischen Tätigkeit geeignet ist.

Wie auch die vorliegende Anmeldung befasst sich diese Entgegenhaltung mit desodorierend wirkenden Zuberei tungen mit dem geruchs absorbierenden Deowirkstoff Zinkricinoleat, wobei in beiden Fällen die notorisch schlechte Löslichkeit des Zinkricinoleats verbessert werden soll, um dessen Einsatzmöglichkeiten insbesondere auch in wasserhaltigen Formulie rungen zu erweitern (vorliegende Anmeldung: Seite 5, Zeilen 1 bis 10; Ent gege nhaltung (2): Seite 2, Zeilen 50 bis 54, 60 bis 62).

Die Entgegenhaltung (2) empfiehlt zur Verbesserung der Wasserverträg lich keit des Zinkricinoleats ohne Beeinträch ti gung der Deowirkung und ohne Klebrigkeit den Einsatz von Partialestern von Di- oder Polyhydroxy alkanen, Mono- und Disacchariden, Polyethylenglykolen oder Alkanolaminen mit den En-Addukten von Maleinsäure anhydrid an mindestens einfach ungesättigte Carbonsäuren mit einer Kettenlänge von 10 bis 25 Kohlenstoffatomen mit einer Säurezahl von 10 bis 140 (Entgegenhaltung (2): Seite 2, Zeile 60 bis Seite 3, Zeile 42). Die besagten Partialester wirken demzufolge als Lösungsver mittler. Fakultativ können außerdem Amino- und/oder Amido verbindungen zugesetzt werden, um die Löslich keit des Zinkricinoleats noch weiter zu ver bessern (Seite 3, Zeilen 27 bis 29 und Anspruch 1). Was Amino verbindungen betrifft, so enthält die Entgegenhaltung (2) allerdings keine spezifische Offenbarung von Aminosäuren oder von Derivaten des Lysins, Arginins oder Hydroxylysins.

In Beispiel 3 der Entgegenhaltung (2) werden die wasser haltigen kosmetischen Pumpspray-Rezepturen 3 bis 6 ent haltend Zinkricinoleat und Lösungsvermittler beschrie ben, die laut (2) eine gute Wasserverträglichkeit des Wirkstoffs aufweisen. Diese Rezepturen können daher als konkreter Ausgangspunkt innerhalb der Entgegenhaltung (2) im Rahmen der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit herangezogen werden. Sie sind wie folgt zusammengesetzt:

Dabei ist davon auszugehen, dass diese Angaben übereinstimmend mit der auch an anderer Stelle in der Entgegenhaltung (2) gewählten Praxis (Beispiel 1, Ansprüche) in Gewichtsprozent vorliegen.

Wie zusätzlich aus Beispiel 1 und den Bezugs-Beispie len 1 bis 5 der Entgegenhaltung (2) zu entnehmen ist, enthält jedes der Wirk stoffgemische A, B, C oder D Zink ricinoleat sowie die Zinksalze weiterer Carbonsäuren (Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure, Abietinsäure und entweder Trihydoxy stearin säure oder Stearin-Palmitin säure) im Gemisch mit den gemäß (2) obligato rischen Partialestern und mit Amidoester, wobei die Anteile der Einzel komponenten variieren.

Das im Wirkstoffgemisch der beschriebenen Pumpspray-Rezepturen enthaltene Zinkricinoleat erfüllt das Merk mal a) gemäß Anspruch 1 des vorliegenden Hauptantrags.

Die in dem besagten Wirkstoffgemisch außerdem ent haltenen Partialester sind Lösungs vermittler gemäß Merkmal c).

Säuren können in einer Zubereitung auch in Salzform vorliegen. Die Anwesenheit von Säuren gemäß Merkmal d) ist daher durch die im Wirkstoffgemisch vorhandenen Zinksalze organi scher Säuren erfüllt.

Der einzige Unterschied der in Anspruch 1 des Haupt antrags beanspruchten Zubereitungen gegenüber den Zubereitungen der Entgegenhaltung (2) besteht daher in der Anwesenheit aminofunktioneller Aminosäuren gemäß Merkmal b) von Anspruch 1.

3.3 Technische Aufgabe und Lösung

3.3.1 Als Grundlage für die Definition der objektiven techni schen Aufgabe ist im Rahmen des Aufgabe-Lösungs-Ansatzes zunächst festzustellen, welche technische Wirkung durch dieses Unterscheidungsmerkmal über die gesamte Breite des Anspruchs erzielt wird.

3.3.2 Die Beschwerdeführerin hat mit dem zusammen mit ihrer Beschwerdebegründung eingereichten Versuchsbericht Vergleichsversuche vorgelegt, die eine überraschende technische Wirkung des Zusatzes von aminofunktionellen Aminosäuren belegen sollen, und zwar eine Stabilisierung von Zinkricinoleat-Zubereitungen bei hohen Wasser gehalten durch eine verbesserte Löslichkeit.

Laut Beschwerdeführerin orientiert sich der durch geführte Vergleich an den oben beschriebenen Pumpspray-Rezepturen aus Beispiel 3 der Entgegenhaltung (2).

Dabei wurden mehrere Versuchsreihen durchgeführt, bei denen jeweils die Löslichkeit der Zubereitungen und das Auftreten von Ausfällungen bei tiefen Temperaturen registriert wurden.

Die untersuchten Rezepturen der Versuchsreihe A waren wie folgt zusammengesetzt (die Mengenangaben sind in Gewichtsprozent ausgedrückt):

|Rezepturreihe A| A1 | A2 | A3 |

| | | | |

| | | | |

|TEGODEO HY 77 | 2 | 2 | 2 |

| | | | |

| | | | |

| Arginin | - | 1,5 | - |

| | | | |

| | | | |

| Lysin | - | - | 2 |

| | | | |

| | | | |

| Ethanol | 81,5 | 81,5 | 81,5 |

| | | | |

| | | | |

|Isopropylmyrist| 1 | 1 | 1 |

|at | | | |

| | | | |

| Wasser | 15 | 13,5 | 13 |

| | | | |

| | | | |

| Parfüm | 0,5 | 0,5 | 0,5 |

| | | | |

| | | | |

| Löslichkeit | löslich | unlöslich | unlöslich |

| | | | |

| | | | |

|Ausfällung nach| keine | stark | stark |

|24 Stunden bei | | | |

|5ºC: | | | |

| | | | |

Die Rezepturen der Versuchsreihe B waren wie folgt zusammengesetzt (die Mengenangaben sind in Gewichts prozent ausgedrückt, wobei die Werte im Fall von B3 aus den im Originalbericht angegebenen Gewichts anteilen (B3*) errech net wurden):

|Rezepturrei| B1 | B2 | B3 | B3* |

|he B | | | | |

| | | | | |

|TEGODEO HY | 2 | 2 | 1,8 | 2 |

|77 | | | | |

| | | | | |

| Arginin | - | 3,6 | - | - |

| | | | | |

| | | | | |

| Lysin | - | - | 6,3 | 7,2 |

| | | | | |

| | | | | |

| Ethanol | 35 | 31,4 | 24,4 | 27,8 |

| | | | | |

| | | | | |

|Isopropylmy| 1 | 1 | 0,9 | 1 |

|ristat | | | | |

| | | | | |

| Wasser | 35 | 35 | 43 | 35 |

| | | | | |

| | | | | |

| Parfüm | 0,5 | 0,5 | 0,4 | 0,5 |

| | | | | |

| | | | | |

|Isopropanol| 26,5 | 26,5 | 23,2 | 26,5 |

| | | | | |

| | | | | |

| Wasser 2 | | | | 14 |

| | | | | |

| | | | | |

|Löslichkeit|unlöslich | löslich | löslich | |

| | | | | |

| | | | | |

|Ausfällung | stark | keine | keine | |

|nach 24 St| | | | |

|unden bei 5| | | | |

|ºC: | | | | |

| | | | | |

In diesen Versuchsreihen wurde als Wirkstoffgemisch die kommerziell erhältliche Formulierung "TEGODEO HY 77" ein gesetzt, die nach Angaben der Beschwerdeführerin aus den Komponenten Zinkricinoleat, Triethanolamin, Di propylen glykol und Milchsäure bestand. Dipropylenglykol ist ein bevorzugter Lösungsvermittler der vorliegenden Anmeldung (siehe Beschreibung Seite 9, Zeilen 1 bis 7). Somit enthält das als TEGODEO HY 77 bezeichnete Gemisch mit Zinkricinoleat, Dipropylenglykol und Milchsäure die Merkmale a), c) und d) gemäß Anspruch 1.

Die Rezepturen A2, A3, B2 und B3, die TEGODEO HY 77 kombiniert mit Arginin oder Lysin enthalten, sind infolgedessen konform mit der Definition der Zuberei tungen gemäß Anspruch 1 des Hauptantrags. Bei den Rezepturen A1 und B1, die keine Aminosäuren enthalten, handelt es sich um Vergleichsproben.

Für die weiteren im Versuchsbericht enthaltenen Rezepturreihen C und D wurden die Zubereitungen B1, B2 und B3 im Verhältnis 50:50 (Reihe C) beziehungsweise im Verhältnis 10:90 (Reihe D) mit Wasser verdünnt. Im Ergebnis waren die auf diese Weise durch Verdünnung aus B2 und B3 erhaltenen Zubereitungen, die Arginin und Lysin enthielten (C2, C3, D2, D3), im Gegensatz zu den mit jeweils gleicher Verdünnung aus B1 erhaltenen Vergleichs proben (C1, D1) löslich und zeigten nach 24 Stunden bei 5ºC keine Ausfällung.

3.3.3 Wenn Vergleichs versuche mit dem nächst liegenden Stand der Technik durchgeführt werden, um eine erfinderische Tätigkeit über eine verbesserte Wirkung nachzuweisen, muss das Vergleichsbeispiel diesen Stand der Technik angemessen wiedergeben.

Die in der Rezepturreihe A als Vergleichsbeispiel dienende Rezeptur A1, die keine Aminosäuren gemäß Merkmal b) enthält, unterscheidet sich allerdings in einer Vielzahl von technischen Merkmalen von den Pumpspray-Rezepturen gemäß Beispiel 3 der Entgegen haltung (2).

Insbesondere wurde aufgrund der Verwendung eines anderen Wirkstoff gemischs die Zusammensetzung deutlich verändert, und zwar fehlen in A1 mit Ausnahme von Zinkricinoleat die Bestandteile der Wirkstoff gemische A bis D gemäß der Entgegenhaltung (2), nämlich die Zinksalze weiterer Carbonsäuren, Partial ester und Amidoester (siehe oben Absatz 3.2), während stattdessen mit der Komponente "TEGODEO HY 77" Triethanol amin, Milchsäure und Dipropylen glykol zugesetzt wurden.

Dieselben Unterschiede gelten auch für das Vergleichs beispiel B1 der Rezepturreihe B, wobei zusätzlich im Vergleich mit den Pumpsprays der Entgegenhaltung (2) noch das Lösungs mittel system weiter verändert wurde, indem ein Teil des Ethanols durch Isopropanol und Wasser ausgetauscht wurde.

Weiter ist keineswegs auszuschließen, dass die zwischen den Vergleichsbeispielen (A1, B1) und den Beispiel rezepturen des Standes der Technik festgestell ten Unterschiede einen Einfluss auf die zu beobachtende technische Wirkung, nämlich auf die Löslichkeit der Zubereitungen, haben:

Insbe son dere wird in der Entgegenhaltung (2) und in der vorliegenden Anmeldung gelehrt, dass die Partialester, Triethanol amin und Dipropylen glykol als Lösungsver mitt ler wirken können und somit die Löslich keit beeinflussen (Anmeldung: Seite 9, Zeilen 1 bis 7; Entgegenhaltung (2): Seite 3, Zeilen 17 bis 29). Der Austausch der in den Pumpspray-Rezepturen der Entgegen haltung (2) enthal tenen Lösungsvermittler gegen andere Lösungs vermittler ist nicht zwangsläufig wirkungsneutral.

Die Auswirkungen der Verände rung des Lösungsmittel systems in B1 sind aus dem Versuchs bericht der Beschwer de führerin unmittelbar ersichtlich, wenn man die für die Rezepturen A1 und B1 beobachte ten unterschied lichen Löslichkeits eigenschaften vergleicht.

Aufgrund der festgestellten Unterschiede können die Rezepturen der Vergleichsbeispiele A1 und B1 sowie die aus B1 in den Testreihen C und D weiter hergestellten Ver dünnungen daher nicht als repräsentativ für die Pumpspray-Rezepturen der Entgegenhaltung (2) gelten.

Unabhängig vom jeweils mit den einzelnen Rezepturreihen erzielten Ergebnis sind die gemäß dem Versuchsbericht der Beschwerdeführerin durchge führten Vergleiche daher zum Nachweis eines techni schen Vorteils gegenüber den Pumpspray-Rezepturen der Entgegenhaltung (2) grundsätz lich ungeeignet, denn es wird kein korrekter Vergleich mit diesen Rezepturen angestellt.

3.3.4 Auch aus den im Text der Anmeldung selbst angegebenen Testergebnissen lassen sich in dieser Frage keine Rück schlüsse ziehen, da die Rezepturen der dort in Tabelle 2 und 3 beschriebenen Vergleichsbeispiele ebenfalls wegen der Verwendung unter schiedlicher Lösungsvermittler und Lösungsmittelsysteme nicht repräsentativ für die Pump spray-Rezepturen der Entgegenhaltung (2) sind und da sich zudem die anspruchs gemäßen Rezepturen von den Vergleichs beispielen jeweils in mehreren Merkmalen unterscheiden, so dass eine eventuell beobachtete Wirkung nicht auf ein bestimmtes Merkmal zurückgeführt werden könnte.

3.3.5 Nach Auffassung der Beschwerdeführerin sind die mit der Beschwerdebegründung vorgelegten Versuche auch ohne Bezugnahme auf die Beispielrezepturen der Entgegen haltung (2) bereits in sich aussagekräftig, und zwar durch den Nachweis der löslichkeitsverbessernden Wirkung amino funktioneller Aminosäuren, die aus dem Stand der Technik nicht bekannt war.

Die im neuen Versuchsbericht der Beschwer de führerin dargestellten Ergebnisse zeigen allerdings zunächst, dass die dort verwendeten Aminosäuren Arginin und Lysin nicht über die gesamte Breite der beanspruch ten Zuberei tungen die Löslichkeit von Zinkricinoleat verbessern können. Durch den Vergleich der Zubereitungen A2 und A3 mit A1 wurde vielmehr in zwei konkreten Fällen gezeigt, dass durch den Zusatz dieser Aminosäuren jeweils eine Verschlechterung der Löslichkeit bewirkt wurde. Die Beschwerdeführerin hat in diesem Zusammenhang nicht bestritten, dass es sich bei dem im Falle der Rezepturen A2 und A3 beobachteten unlöslichen Bestandteil um Zinkricinoleat handelt.

Laut Argumentation der Beschwerdeführerin belegen die von ihr vorgelegten Vergleichsversuche gleich wohl eine überraschende technische Wirkung amino funktioneller Aminosäuren, nämlich die Stabilisierung von Zink ricinoleat-Zubereitungen durch eine speziell bei hohen Wasser gehalten erzielte Löslichkeitsverbesserung.

Im einzelnen hat die Beschwerdeführerin in diesem Zusammen hang ausgeführt, die mit der Rezepturreihe A erzielten Ergebnisse seien wegen des niedrigen Wasser gehalts der Rezepturen nicht relevant. Die behauptete Löslichkeitsverbesserung bei hohem Wassergehalt sei durch die mit den Rezeptur reihen B bis D erzielten Ergebnisse nachgewiesen und finde im Wortlaut von Anspruch 1 durch das technische Merkmal b), das die Anwesenheit aminofunktio neller Aminosäuren vorsehe, eine angemessene Entsprechung. Eine Beschränkung der bean spruchten Zubereitungen auf solche mit einem hohen Wassergehalt sei dagegen nicht erforder lich, da Anspruch 1 auch wasserverdünnbare Konzentrate umfasse, für die im Hinblick auf deren vorgesehene Verdünnung dieselbe technische Wirkung geltend gemacht werden könne. Des weiteren könne beispielsweise die Lichtstabilität einer hypothetischen Zubereitung bei der Prüfung auf erfinde rische Tätigkeit durchaus berücksichtigt werden, ohne dass die Einwirkung von Licht auf diese Zubereitung in den technischen Merkmalen des betreffen den Erzeugnis anspruchs ausgedrückt sein müsse. Analog müsse im Fall von wasserverdünnbaren Konzentraten ein hoher Wasser gehalt oder ein Verdünnungsschritt nicht im Anspruch festgeschrieben werden.

Dieser Sichtweise kann sich die Kammer aus den folgenden Gründen nicht anschließen:

Der vorliegende Anspruch 1 betrifft Zubereitungen, die Wasser in beliebiger Menge enthalten oder auch wasserfrei sein können, da keine Untergrenze für den Wassergehalt festgelegt ist. Es handelt sich um einen reinen Erzeugnisanspruch, in dem keine Verfahrens schritte definiert sind, die etwa zwingend eine weitere Verdünnung wasserfreier oder wasserarmer Zubereitungen mit Wasser vorsehen würden. Auch das Konzept eines Konzentrats ist nicht aus dem Anspruchswortlaut erkenn bar: Weder wird ein entsprechender Ausdruck verwendet, noch sind für die Bestandteile Konzentrations unter grenzen definiert. Daher ist ein technisches Merkmal, das mit einem hohen Wassergehalt in Zusammenhang stehen könnte, weder explizit noch implizit in Anspruch 1 enthalten.

Der behauptete technische Vorteil einer bei hohen Wasser gehalten erzielte Löslichkeitsverbesserung kann deshalb naturgemäß nur für einen Teilbereich der bean spruchten Zubereitungen, nämlich solche mit hohem Wassergehalt, gelten, nicht aber für wasserfreie oder wasserarme Zubereitungen. Diese Erwägung gilt unabhängig von der Fragestellung, wie ein angemessener Vergleich mit der Entgegenhaltung (2) für hohe Wassergehalte konzipiert sein müsste und ob ein bei "hohem" Wasser gehalt generell erzielter Vorteil tatsächlich nachgewiesen wurde.

Somit findet die behauptete technische Wirkung einer bei hohen Wasser gehalten erzielten Löslichkeitsverbesserung keinen Niederschlag in den technischen Merkmalen des Anspruchs, und diese Wirkung kann grundsätzlich nicht über die gesamte Breite der beanspruchten Zuberei tungen erzielt werden. Sie kann deshalb nicht als Grundlage für die Definition der objektiven technischen Aufgabe dienen.

Verglichen mit dem von der Beschwerdeführerin angeführ ten Beispiel einer lichtstabilen Zubereitung ist die Situation im vorliegenden Fall grundsätzlich eine andere. Für den Teilbereich der im Anspruchsumfang enthaltenen wasserfreien und wasserarmen Zubereitungen tritt der behauptete Vorteil einer Löslichkeitsverbesserung des Zinkricinoleats nämlich nicht bei der beanspruchten Zubereitung selbst auf. Vielmehr soll er bei einer anderen Zubereitung auftreten, die erst aus der beanspruchten Zubereitung hergestellt werden muss, und zwar auf eine im Anspruch nicht definierte Weise, nämlich durch die Verdünnung mit einer unbekannten Wassermenge. Dieser Zusammenhang ist aber aus dem Anspruchswortlaut nicht erkennbar.

Hieraus wird umso mehr deutlich, dass der gewählte Anspruchs wortlaut der von der Beschwerdeführerin vorgeschlagenen Aufgaben stellung nicht angemessen und der Anspruchs umfang zu breit ist.

3.3.6 Zusammenfassend wurde nicht glaubhaft gemacht, dass durch die Anwesenheit aminofunktioneller Aminosäuren gemäß Merkmal b) in den beanspruchten Zubereitungen, und speziell durch die Anwesenheit von Arginin oder Lysin, eine überraschende technische Wirkung über die gesamte beanspruchte Breite erzielt wird.

3.3.7 Die einzige über die gesamte Anspruchsbreite gelöste technische Aufgabe ist daher die Bereitstellung einer weiteren desodorierenden Zubereitung mit Zinkricinoleat.

3.3.8 Diese Aufgabe wird gelöst durch die in Anspruch 1 definierten Zubereitungen.

3.4 Naheliegen der Lösung

3.4.1 Wie aus der Anmeldung hervorgeht, zählen zu den bean spruchten Zubereitungen mit desodorierender Wirkung insbesondere auch kosmetische Formulierungen. In der vorliegenden Anmeldung wird anerkannt (Seite 7, Zeilen 15 ff), dass die Verwendung von Amino säuren in kosme tischen Anwendungen bekannt und vielfach vorbe schrieben war. Insbesondere waren Arginin und Lysin und deren Salze als hautfreundliche topische Wirkstoffe und Arginin zudem als Bestandteil des natürlichen Feucht haltefaktors der Haut bekannt. Die Entgegenhal tung (1) (Anspruch 16 und Seite 3, Zeilen 14 -25 sowie Seite 4, Zeilen 1 bis 17 und 25 bis 37) schlägt weiter vor, basische Amino säuren in Deo zubereitun gen einzusetzen, welche fakultativ auch Zinkricinoleat enthalten können, wobei Lysin und Arginin dem Fachmann aufgrund seines allgemeinen Fachwissens als gängige basische Aminosäuren bekannt sind.

3.4.2 Die willkürliche Zugabe weiterer hautverträglicher Kosmetikinhaltsstoffe zu den aus der Entgegenhaltung (2) bekannten Zubereitungen zur Lösung der technischen Aufgabe, weitere desodorierend wirkende Zubereitungen mit Zinkricinoleat zur Verfügung zu stellen, ist für den Fachmann naheliegend. Aminosäuren, insbesondere Arginin und Lysin, sind dem Fachmann wie oben erläutert aus dem Stand der Technik als geeignete hautverträgliche Substanzen bekannt und damit auch zur Lösung der technischen Aufgabe nahegelegt.

3.4.3 Auch unter der Annahme, die Bezeichnung "aminofunktio nelle Aminosäuren" in Anspruch 1 habe die Bedeutung "Arginin, Lysin, Hydroxylysin und/oder deren Derivate oder Salze", ändert sich nichts an diesen Schlussfolge rungen.

3.4.4 Damit beruht der Gegenstand von Anspruch 1 sowie auch von Anspruch 3 des Hauptantrags nicht auf einer erfinderischen Tätigkeit im Sinne von Artikel 56 EPÜ.

4. Erfinderische Tätigkeit - Hilfsantrag I

4.1 Da Anspruch 1 von Hilfsantrag I identisch mit Anspruch 1 des Hauptantrags ist, beruht sein Gegenstand aus denselben Gründen nicht auf einer erfinderischen Tätigkeit im Sinne von Artikel 56 EPÜ.

5. Erfinderische Tätigkeit - Hilfsantrag II

5.1 In Anspruch 1 des Hilfsantrags II wurde die im ursprünglichen Anspruch 3 vorgesehene Einschränkung aufgenommen, wonach die beanspruchten Zubereitungen als aminofunktionelle Aminosäuren mindestens eine der Verbindungen Lysin, Hydroxylysin, Arginin und/oder deren Derivate oder Salze enthalten.

5.2 Dieser Anspruch hat daher den gleichen Umfang wie Anspruch 3 des Hauptantrags und beruht aus denselben Gründen nicht auf einer erfinderischen Tätigkeit im Sinne von Artikel 56 EPÜ.

6. Angesichts der Schlussfolgerungen im Hinblick auf die erfinderische Tätigkeit der vorliegenden Anträge hat die Kammer keinen Anlass, über weitere Einwände betreffend die Deutlichkeit oder Neuheit zu entscheiden oder die Patentierbarkeit weiterer unabhängiger Ansprüche zu prüfen.

ENTSCHEIDUNGSFORMEL

Aus diesen Gründen wird entschieden:

Die Beschwerde wird zurückgewiesen.

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